Rückblick: Mikrokosmos Amateurfußball in Hof

Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls ging es bei der dritten Ausgabe der Veranstaltungsreihe Mikrokosmos Amateurfußball am 7. November in Hof um die Ost-West-Geschichte im Amateurfußball. Dazu war die Reise des Traditionsvereins Bayern Hof nach Israel im Jahr 1969 ein Thema: die Hofer bewiesen schon damals, dass der Fußball Mauern überwinden kann. Ein Nachbericht.

Helmut Anders (Bad Lobenstein) und Helmut Welte (Lichtenberg) berichteten u. a. vom ersten Freundschaftsspiel zwischen einer Mannschaft aus der DDR und der BRD nach dem Fall der Mauer am 2. Dezember 1989 (siehe Titelbild): „Wir sind einfach aus der DDR nach Lichtenberg gefahren, haben uns auf den Marktplatz gestellt und dort gefragt: Wo können wir hier gegen Lichtenberg Fußball spielen?“, so Helmut Anders, der es als große Sehnsucht beschrieb, gegen und mit einer Westmannschaft zu kicken. Aus dem Spiel heraus entwickelten sich erste Beziehungen und gar Freundschaften zwischen Ost und West in der Region.

Hardy Grüne, Redakteur des Magazins „Zeitspiel“, zeigte in einem Vortrag auf, wie sich problematische Mechanismen der Wiedervereinigung auch im Amateurfußball widerspiegelten: Ganze Ost-Mannschaften wurden von westlichen Amateurklubs aufgekauft und Talente gezielt abgezogen, worunter die Amateurfußball-Kultur im Osten in der Nachwendzeit zu leiden hatte. Am Ende betonte er aber, dass inzwischen durch intensive Aufbauarbeit wieder etliche Ostvereine im Amateurbereich mit vorbildlicher Arbeit punkten können.

Mit dem Spiel vor 30 Jahren begann eine Freundschaft, die heute noch Bestand hat: Helmut Welte (Erster von links) und Helmut Anders (Erster von rechts) bei Mikrokosmos Amateurfußball am 7. November in Hof.

Der letzte Teil des Abends stand dann für eine andere Form der Begegnung und Annäherung, aber auch hier hat der Amateurfußball Mauern überwunden: Der FC Bayern Hof (so der damalige Name) reiste 1969 als erstes Team aus Deutschland nach Israel, um dort gegen israelische Mannschaften vor Ort zu spielen. Siegfried Seifert, damals im Team, betonte, wie selbstverständlich die Spiele vor Ort waren. Filmemacher Götz Gemeinhardt, der 40 Jahre später einen Dokumentarfilm über diese Reise gedreht hat, stellte aber fest: Eine gewöhnliche Urlaubsreise war diese Fahrt nicht, sondern ein (erster) Bestandteil einer Aussöhnung und Verständigung zwischen Deutschland und Israel.

In der nächsten Veranstaltung der Reihe wird sich im Frühjahr 2020 in Augsburg alles um das Thema „Extremismus im Amateurfußball“ drehen.

Längere Nachberichte zu den einzelnen Themen der Veranstaltung finden sich hier.

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