„Wenn der Ball die Mauer überwindet“: Mikrokosmos Amateurfußball zu Gast in Hof

Am 9. November 2019 jährt sich der Mauerfall zum dreißigsten Mal. Anlässlich dieses Jubiläums nimmt die nächste Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Mikrokosmos Amateurfußball“ am 7. November die Ost-West-Geschichte im Amateurfußball genauer unter die Lupe. Die ehemalige Grenzstadt Hof ist hierfür der geeignete Ort: Schließlich bewies der Traditionsverein Bayern Hof mit einer Israel-Reise im Jahr 1969 schon vor einem halben Jahrhundert, dass der Fußball Mauern überwinden kann. Auch diese Reise wird am 7. November Thema sein.

Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls werden aktuell viele Geschichten erzählt, die sich vor und nach der Grenzöffnung im Sport abgespielt haben. Da wird der Eishockeyspieler Dieter Frenzel porträtiert, der am 6. Dezember 1989 als erster DDR-Spitzensportler einer Mannschaftssportart nach Westdeutschland wechselte. Da wird vom ersten Länderspiel der DDR-Fußballnationalmannschaft der Frauen berichtet, das im Mai 1990 stattfand – und das gleichzeitig auch das letzte Länderspiel der DDR-Frauen sein sollte, weil der Staat, für den sie spielten, schon wenige Monate später nicht mehr existieren sollte.

Auch in den Niederungen des Amateurfußballs haben sich nach der Grenzöffnung kuriose und bewegende Geschichten zugetragen. Sie sollen nun am 7. November bei der 3. Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Mikrokosmos Amateurfußball“ in Hof erzählt werden.

Den Anfang macht dabei der Sportjournalist Marcus Schädlich, der von der Begegnung zwischen VEB Feingußwerk Lobenstein und TSV 1898 Lichtenberg berichten wird – der nach offiziellen DFB-Angaben ersten Begegnung zwischen einer Ost- und einer West-Amateurfußballmannschaft nach dem Mauerfall. Wie es zu diesem Spiel kam, darüber wird Schädlich mit Zeitzeugen sprechen.

Hardy Grüne, Chefredakteur des Fußballmagazins „Zeitspiel“, nimmt anschließend eine weniger erfreuliche Geschichte in den Fokus: Den Fall des FSV Kali Werra Tiefenort, einem erfolgreichen DDR-Club, dem nach dem Mauerfall von westdeutschen Vereinen die besten Spieler abgeworben wurden – womit eine sportliche Talfahrt begann. Die Spielstätte des Vereins, das „Kaffeetälchen“, ist heute noch Kult – allerdings kommen zu den Heimspielen nicht mehr wie zu DDR-Zeiten einige tausend Zuschauer, sondern nur noch einige Dutzend.   

Die letzte Geschichte des Abends passt auf den ersten Blick nicht ins Programm – auf den zweiten aber sehr wohl. Der oberfränkische Traditionsverein Bayern Hof hat schon viele Jahre vor dem Mauerfall bewiesen, dass der Fußball Mauern überwinden kann: Als erste deutsche Fußballmannschaft nach dem 2. Weltkrieg reiste Bayern Hof 1969 nach Israel. Die Dokumentation „08397B“ hat der Reise ein filmisches Denkmal gesetzt. Johannes Uschalt von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit wird mit Regisseur Götz Gemeinhardt und dem ehemaligen Hof-Spieler Siegfried Seifert über die Ereignisse von damals sprechen.

„Nachdem es bei unserer letzten Ausgabe eher fachlich und wissenschaftlich zugegangen ist, freuen wir uns, dass wir diesmal ein Programm zusammenstellen konnten, das eher Geschichten und ihre Protagonisten in den Mittelpunkt stellt. Dass diese Geschichten überhaupt am 7. November erzählt werden können, ist der Verdienst derer, die die einzelnen Programmpunkte gestaltet haben – ihnen allen gilt mein großer Dank!“, so Tim Frohwein, Projektleiter Mikrokosmos Amateurfußball.

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